lvbg gibt Positionspapier zur Stärkung des Kunst- und Galerienstandorts Berlin heraus

12.09.2016

Status Quo

Berlin zählt weltweit zu den innovativsten Standorten für zeitgenössische Kunst. Ausgelöst und gefördert wurde diese Entwicklung ganz wesentlich von privaten Kunstgalerien mit ihrem nationalen und internationalen Künstlerprogramm.

Auf 60.000 qm Ausstellungsfläche vereinen sich 350 Berliner Galerien zur größten und vielfältigsten Kunsthalle der Stadt. Die Galerien vertreten rund 6000 Künstler und sorgen mit 3000 Ausstellungen im Jahr für deren Präsenz auf dem Kunstmarkt.

Laut einer jüngsten Studie der Investitionsbank Berlin (IBB) von 2016 stieg der Umsatz allein zwischen 2010 und 2013 drei Mal so stark wie im Bundesgebiet, und ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Stadt geworden. Die IBB prognostiziert für 2016 einen Umsatz von über 300 Millionen Euro durch die Berliner Galerien.

Ein zentrales Merkmal für die Attraktivität einer Stadt ist deren Kreativ- und Kulturangebot. Dieses Potenzial entwickelt sich durch eine dynamische Kunstszene.

Gefährdungen

Die in der Vergangenheit positiven Entwicklungen werden aktuell durch mehrere Faktoren gehemmt oder gar gefährdet.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Kunst von 7 auf 19%, die bürokratischen Auswüchse des Kulturgutschutzgesetzes, aber auch die steigenden Mieten durch die Preisentwicklung am Immobilienmarkt beeinträchtigen den deutschen und damit auch den Berliner Kunstmarkt nachhaltig. Die internationale Konkurrenzfähigkeit der Berliner Galerien ist durchaus bedroht und gefährdet. Erste Schließungen oder Umzüge ins Ausland sind zu verzeichnen.

Die in Berlin von heute auf morgen und ohne Rücksprache gestrichene Förderung für internationale Kunstmessen seitens des Wirtschaftssenats (ART FROM BERLIN) macht die Entwicklungsarbeit von 10 Jahren zunichte. Berliner Galeristen haben seit 2007 als Botschafter erfolgreich und mit hohen finanziellen Risiken auf internationalen Märkten von Seoul bis Miami für die Stadt geworben und so das positive Image der Stadt gestärkt.

Die Kunstmarktinitiative BERLIN ART WEEK, ins Leben gerufen als Reaktion auf die Schließung der international renommierten Kunstmesse Art Forum Berlin, ist nach wie vor finanziell nicht gesichert und für die Zukunft kaum gerüstet.

Was ist zu tun?

Um die Vielfältigkeit des Berliner Kunst- und Galerienstandorts nicht nur zu erhalten, sondern weiterzuentwickeln und zu fördern, sowie die Stadt auch in Zukunft als Gründungsort für Galerien attraktiv zu halten, sind nicht nur Kulturpolitiker, sondern auch Wirtschafts- und Stadtentwicklungssenat gefordert.

Folgende Initiativen sind notwendig:

gezielte Messeförderung zur weiteren Entwicklung des Wachstumspotenzials durch die Präsentation von Berliner Kunst auf internationalen Messeplätzen.
finanzielle und administrative Ausstattung z. B. über einen Festivalfonds zur Absicherung und Weiterführung der BERLIN ART WEEK als wichtigen Termin für den Berliner Kunstmarkt im September, neben dem Gallery Weekend im Mai.
Zusammenführung der Berliner Kunstmarkt-Akteure zur Entwicklung einer international beachteten Kunstmesse in Berlin.
Schaffung eines Fonds zum Ankauf von zeitgenössischer Kunst für die Museen der Stadt (Berlinische Galerie, Stiftung Stadtmuseum Berlin, Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin) in den Berliner Galerien.
Einrichtung eines Kunst am Bau-Programms für öffentliche Gebäude in Berlin, das über die Berliner Galerien umgesetzt wird.
Berücksichtigung der Galerien als innovativem und imageförderndem Segment der Kreativwirtschaft durch Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklungspolitik.
Aufbau einer Plattform, eines Forums für regelmäßige und direkte Kommunikation zwischen Kreativ-Wirtschaft und Kultur- wie Stadtentwicklungs-Politik.

Berlin im September 2016

 

Galleries Association
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