Landesverband Berliner Galerien (lvbg) sieht im Scheitern der Kunstmesse art berlin auch ein Scheitern der Berliner Politik für den Kunstmarkt-Standort Berlin
Berlin, 13.12.2019. Die Pressemitteilung der Koelnmesse GmbH, Betreiber der Art Cologne, vom 11.12.2019 zur vorzeitigen Aufkündigung des Vertrags mit der von ihr finanzierten art berlin hat für Aufregung und Verärgerung in der Kunstszene der Hauptstadt gesorgt.
Werner Tammen, der Vorsitzende des Landesverbandes Berliner Galerien (lvbg), konstatiert: „Der vorzeitige Ausstieg der Koelnmesse aus dem ursprünglich auf fünf Jahre angelegten Vertrag hat verdeutlicht, dass bei der 2017 getroffenen Entscheidung der Koelnmesse GmbH, bei der abc Berlin finanziell einzusteigen und sie zur Kunstmesse art berlin auszubauen, keine standortpolitischen Interessen eine Rolle spielten. Allein strategische Überlegungen in einem weltweit agierenden Globalisierungsmarkt und die Konkurrenz zum Betreiber der Art Düsseldorf führten 2017 die Regie bei der Entscheidung, in das Berliner Messegeschäft einzusteigen.“
Deutlich wird aber auch ein Scheitern der Berliner Politik, die diesen Deal zugelassen und sich ihrer strukturpolitischen Verantwortung für eine langfristige Absicherung des Berliner Kunstmarktes nie eindeutig gestellt hat. Messebetreiber und Galeristen der Stadt blieben zumeist ohne substanzielle Förderung im Regen stehen und sind im internationalen Vergleich stark im Nachteil.
Der Landesverband Berliner Galerien (lvbg) fordert seit zwei Jahren einen „Runden Tisch Berliner Kunstmarkt“, um gemeinsam mit Akteuren aus dem Kunstmarkt und der Politik Bedürfnisse des Kunstmarktstandortes Berlin zu formulieren und die Galeristen bei ihrer Arbeit am Standort zu unterstützen.
Jüngst hat die medial stark beachtete gemeinsame Umfrage von Landesverband Berliner Galerien (lvbg) und Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) unter den Berliner Galerien ernüchternde Zahlen zu ihrer Situation am Kunstmarktstandort Berlin geliefert (siehe www.berliner-galerien.de). Das vom VBKI veranstaltete 5. Hauptstadtkulturgespräch mit prominenter Besetzung diskutierte die Ergebnisse der Umfrage und machte als Defizit im internationalen Vergleich vor allem die mangelnde Messeförderung deutlich. Der fehlende Ankaufsetat der Berliner Museen für zeitgenössische Kunst und auf Bundesebene die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7% auf 19% für den Verkauf von Kunst durch Galerien stellen ebenfalls große Schwierigkeiten dar.
Werner Tammen: „Es ist absurd bis fatal, dass am quantitativ größten Galerienstandort in Europa mit großer Strahlkraft bereits zum zweiten Mal eine ambitionierte und international ausgerichtete Kunstmesse an fehlender Unterstützung durch die Stadt gescheitert ist, während die Politiker weltweit mit dem Image der Kreativhauptstadt werben, das sie besonders ihren Galeristinnen und Galeristen, ihren Künstlerinnen und Künstlern zu verdanken haben.“
Die stetig wachsenden Tourismuszahlen geben Auskunft über die nationale und internationale Attraktivität des Kunststandortes Berlin. Mit den Blockbuster-Veranstaltungen GALLERY WEEKEND BERLIN und BERLIN ART WEEK schmücken sich auch die Politiker der Stadt gerne, ohne sich um die Bedürfnisse zu kümmern.
Die große Zeit der hedonistisch gefärbten Momente zu Beginn des Jahrtausends, als Berlin als Ort des Umbruchs zum Zentrum der Kunstwelt wurde, ist sicherlich vorbei. Aber diese Zeit ist nicht spurlos an der Stadt vorbeigezogen. Die international erfahrenen und agierenden Galeristen*innen der sogenannten Exzellenzgalerien, aber auch die breite Schicht der Mittelstandsgalerien, haben von Berlin ausgehende Netzwerke aufgebaut, die den Humus dieser Kunststadt bilden. Dennoch sind für eine Sicherung des Kunstmarktstandortes Berlin strukturelle Förderungen durch die Politik unabdingbar.
Der Landesverband Berliner Galerien (lvbg) fordert deshalb die Einrichtung eines Runden Tisches Berliner Kunstmarkt, um hierfür Bedarfe zu formulieren und Handlungsstrategien zu entwickeln, ehe es zu spät ist. Eine weitere Forderung besteht im Fortbestand der BERLIN ART WEEK mit langfristiger finanzieller Planungssicherheit, frühzeitiger Terminierung und einer programmatischen Weiterentwicklung, die den etwa 320 Galerien der Hauptstadt zu Gute kommt.
Zum lvbg: Der lvbg, gegründet 1995 als Nachfolger der West-Berliner Interessen-gemeinschaft Berliner Kunsthändler, vertritt die Galerien in Berlin und Region und setzt sich auf kultur- und wirtschaftspolitischer Ebene für die nachhaltige Entwicklung des Standortfaktors Kunst in Berlin ein. Er ist in zahlreichen Gremien der Kulturpolitik präsent und pflegt die Netzwerkbildung mit weiteren Partnern der Kunst. Mehr Infos: www.berliner-galerien.de
Ansprechpartner:
Werner Tammen
1. Vorsitzender lvbg-Vorstand
Tel.: 0175 – 206 19 42
Mail: info@galerie-tammen.de
Landesverband
Berliner Galerien e.V.
Kalckreuthstraße 15
10777 Berlin
lvbg@berliner-galerien.de
T: +49.30.310197–14
F: +49.30.310197–15
Vorstand
Werner Tammen
(Vorsitzender)
Andreas Herrmann
(stellv. Vorsitzender)
Nana Poll
Ehrenpräsidenten
Georg Nothelfer †
Eva Poll
Michael J. Wewerka